Nach einer Herzerkrankung stellen sich nicht nur Patienten, sondern auch Ärzte und Therapeuten die Frage, inwieweit eine körperliche Aktivität zu empfehlen ist.
Nach einer Herzerkrankung stellen sich nicht nur Patienten, sondern auch Ärzte und Therapeuten die Frage, inwieweit eine körperliche Aktivität zu empfehlen ist. Dieser Kurzbericht dient als Orientierungshilfe für die Belastungsteuerung bei körperlicher Aktivität nach einer Herzerkrankung. Außerdem werden wöchentliche Trainingsempfehlungen für das Herz-Kreislauf-Systems gegeben.
Was bedeutet körperliche Aktivität
Körperliche Aktivität ist definiert als jede Aktivität der Skelettmuskulatur, die zu einem höheren Energieverbrauch als in Ruhe führt. Als körperliche Aktivität bezeichnet werden, z. B. Routinetätigkeiten im Haushalt, beim Einkauf oder während der Arbeit. Man unterscheidet auf Basis des Energieumsatzes beim Menschen zwischen leichter, moderater und hoher körperlicher Aktivität. Körperliche Aktivitäten, die um ihrer selbst willen, zum Training des Körpers oder im Wettkampf mit anderen ausgeübt werden, bezeichnet man als Sport.
Körperliche Belastbarkeit ist abhängig von:
- medizinischer Versorgung (verschiedene Diagnosen, Limitationen, Empfehlungen)
- physischer Zustand (Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit etc.)
- psychischer Zustand (Angst, Vertrauen in den Körper, Mut etc.)
Anpassungsfähigkeit unseres Herzens- die Herzratenvariabilität (HRV)
Was ist die HRV?
Ein gesundes Herz schlägt ungleichmäßig und die Dauer zwischen den Herzschlägen variiert. Selbst bei einem konstanten Puls folgen die Herzschläge nicht nach einer konstanten Dauer aufeinander. Genau diese Varianz wird mit Herzraten- oder auch Herzfrequenzvariabilität bezeichnet. Je höher die Varianz der Intervalle, umso höher ist die Herzratenvariabilität und umso erholter, fitter und gesünder ist der Körper.
Körperliches Training und Belastungssteuerung
Im Rahmen einer guten Diagnostik sowie Anamnese können objektive Trainingsparameter wie die Pulsmessung, Sauerstoff-Sättigung oder die Bestimmung der maximalen Wattzahl mit der maximalen Herzfrequenz bestimmt werden. Für eine rehabilitative Versorgung sollte immer zuerst die Grundlagenausdauer fokussiert werden. Daher wird ein Ausdauertraining bereits in den ersten Wochen nach Erkrankung zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Leistung und zur Erhöhung der aeroben Kapazität empfohlen. Dies kann auch im Rahmen eines kleinen muskulären Trainingsprogrammes moderat durchgeführt werden.
Wöchentliche Empfehlungen bei Herzinsuffizienz
Nachfolgende Empfehlungen gelten für Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, mit Erkrankungen wie Arthrose, Diabetes mellitus 2, chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Herzerkrankungen, ein zurückliegender Schlaganfall, Depression oder chronische Rückenschmerzen.
Möchte man nun in einer Alltagswoche körperlich aktiv werden, sind 150 Minuten pro Woche ausdauerorientierte Bewegung mit mittlerer Intensität empfohlen. Alternativ ist eine gleichwertige Kombination von ausdauerorientierter Bewegung mit mittlerer und höherer Intensität möglich (z.B. 3x 30 Minuten pro Woche schnelles Gehen/Radfahren und 2x15 Minuten pro Woche Laufen/schnelles Radfahren). Für eine vollständige Trainingswoche werden an mindestens zwei Tagen zusätzlich muskelkräftigende Bewegung durchgeführt (z.B. funktionsgymnastische Übungen, Krafttraining). Dies kann auch in den Alltag integriert sein, und durch das Bewegen von höheren Gewichten bei der Gartenarbeit oder im Haushalt erfolgen. Zur Sturzprävention sollten ältere Erwachsene mit eingeschränkter Mobilität zusätzlich an 3 Tagen in der Woche Gleichgewichtsübungen machen.